"Dance - A school of life" - Interview with ProntoPro. Click on 'View Project' to read the interview.
- photo by Isabel Billing -
Bei rhythmischer Musik wie HipHop juckt es vielen gleich in den Beinen, und es wird schwer stillzusitzen. Wenn man merkt, dass es dem eigenen Kind so geht, dann sollte man überlegen, es zu einem Tanzkurs anzumelden. Gerade Kinder brauchen Ventile für ihre oft überbordende Energie, und das Tanzen bietet viel mehr als reines Herumtoben.
Beim Tanzunterricht lernt ein Kind wichtige Fähigkeiten, die weit über das Erlernen von Schrittfolgen hinausgehen. Diese Fähigkeiten können für das gesamte Erwachsenenleben prägend sein. Dies weiß Elisabeth Göppner, bekannt unter ihrem Künstlernamen Lissy-G, besonders gut.
Schon im Alter von vier Jahren begann sie, Ballettunterricht zu nehmen. Inzwischen hat sie nicht nur Tanz studiert und zum Beruf gemacht, sondern ist auch nach Los Angeles ausgewandert, nachdem sie von einem amerikanischen Gastdozenten „entdeckt“ und eingeladen wurde. Ihrer deutschen Heimat hält sie trotzdem die Treue und ist regelmäßig im Lande und kann gebucht werden. Ihr Wissen gibt sie an eine große Bandbreite von Schülern weiter, die von anderen Tanzlehrern bis hin zu Kindern reicht.
"Ich habe schon immer Musik, Tanz und Bewegung geliebt. Für mich war Tanz eine natürliche Sache, die ich zuerst nicht wirklich als Talent wahrgenommen habe. Mit vier Jahren sah ich zufällig einen Auftritt einer lokalen Tanzgruppe. Da wusste ich, das will ich auch. Meine Eltern waren beide Mannschaftssportler und haben mich daher sehr unterstützt. Sie wollten, dass mein Bruder und ich schon früh lernen, im Team zu arbeiten, für seine Ziele zu kämpfen und nicht aufzugeben. Mit vier Jahren begann ich dann in einer Tanzschule Ballettunterricht zu nehmen. Von da an ging es los.
Ich liebe jeden Stil auf seine eigene Art und Weise, daher ist es sehr schwer, nur einen Favoriten zu nennen. Meine Top-Drei wären allerdings HipHop, Heels und Contemporary."
"Guter Tänzer heißt nicht gleich guter Tanzlehrer. Der Beruf des/der Tanzlehrer/in geht weit über den Tanz an sich hinaus. Zusätzlich zum tänzerischen Können sollte man definitiv Empathie und zwischenmenschliches Gespür mitbringen, mit Menschen altersentsprechend umgehen können, bodenständig und belastbar sein. Eigenständiges Arbeiten, Organisieren und Managen sind ebenfalls wichtige Grundlagen, die einen einwandfreien Arbeitsablauf innerhalb eines Studios ermöglichen. Als Lehrer hat man eine wichtige Vorbildfunktion und direkten Eingriff in die Entwicklung des Kindes. Dessen sollte man sich bewusst sein.
Guter Tanzunterricht / ein guter Dozent lehrt nicht „nur“ den Tanz als „Skill“ an sich. Kinder interagieren schon früh miteinander, lernen nicht nur für sich, sondern auch miteinander zu tanzen. Tanz ist eine eigene Art von Kommunikation / Sprache / Ausdrucksform. Sie lernen in und mit einem Team zu arbeiten, sich durchzubeißen, wenn es mal anstrengend wird, sich als Individuum zu entfalten. Durch beispielsweise Shows, Auftritte oder das alleinige Vorzeigen des Gelernten zuhause bei den Eltern entwickeln die Kinder Selbstbewusstsein, das ihnen auch später in der Schule und / oder im Beruf ungemein weiterhilft."
"HipHop ist eine Jugendkultur, die weit über den Tanz hinausgeht. Kulturelles Hintergrundwissen ist daher essentiell, um den Schülern die eigentliche Bedeutung der HipHop-Kultur zu vermitteln. Dazu kommen umfassende Übungen, die Musikalität, Koordination, Beweglichkeit, Kondition, Kreativität und Improvisation abdecken. Dabei muss darauf geachtet werden, die Schüler im gesunden Maße zu fordern und positiv zu motivieren.
Die Teilnehmer müssen keine spezifische Kleidung tragen. Bequeme Sportklamotten und Sneaker / Sportschuhe reichen aus. Utensilien verwende ich hauptsächlich in Kinderkursen, um den Unterricht spielerischer zu gestalten. Hier kommen Tücher, Bälle, Trinkflaschen, Straßenkreide etc. zum Einsatz. Die größte Motivation sollte allerdings immer die Liebe zur Musik und der Spaß an der Bewegung sein."
"Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, meine Leidenschaft im Beruf ausführen zu können. Ich erhoffe mir, weiterhin als Tänzerin und Tanzlehrerin mit „Lissy-G Dance“ zu touren, neue Kulturen / Menschen kennenzulernen und Andere mit meiner Begeisterung anzustecken. Zusätzlich plane ich den Aufbau und Eröffnung eines Studios in Los Angeles.
Meiner Meinung nach werden die klassischen Tänze unverändert beliebt bleiben. Die Begeisterung für Street Dances allerdings wächst rasant. Durch Social Media verbreiten sich Trends unglaublich schnell. HipHop ist Trendsetter und Lebensgefühl sowohl in Musik, Mode als auch Entertainment. HipHop-Künstler, die teilweise selbst aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen, motivieren Jugendliche als Vorbilder unabhängig von sozialer Herkunft durch ihre Leidenschaft und geben Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft durch individuelle Selbstverwirklichung.
Die Aus- und Fortbildung anderer Tanzlehrer liegt mir besonders am Herzen, da diese die Multiplikatoren von fundiertem Wissen sind. Sie sitzen an der Stellschraube der nächsten Generation. Wir haben alle die gleiche Leidenschaft, und es ist schön, diese teilen zu können."
"Tanzen sollte man als Sport und Kunstform nicht unterbewerten, denn es kann genauso anstrengend sein wie andere Sportarten. Der Unterschied ist, dass man sich dabei der Musik hingeben kann, ja dies sogar tun sollte, um den eigenen Bewegungen Ausdruck zu verleihen. Je nach Ernsthaftigkeit, Ehrgeiz und angestrebtem Ziel macht dies natürlich einen entsprechenden Einsatz nötig. Doch über das ganze Training sollte man nie den Spaß an der Bewegung verlieren."
von Verena Arnold